Die Reaktion ist überwältigend! Vor allem von jungen Menschen, sehr viele Betroffene, die Instagram nutzen. Wir sind mit unserem Anliegen viral gegangen! Das zeigt wie absurd die Vermutung ist, es sei jungen Menschen nicht zuzumuten, sich mit einer Entscheidung zur Organspende zu befassen. Wäre es nicht viel schöner, wenn wir als Gesellschaft von Gemeinsinn und einem Miteinander getragen würden statt von Egoismus und Misstrauen? Wenn ich mir vorstellen kann, im Falle einer Erkrankung ein Organ anzunehmen, fast alle Menschen können das, sollte ich auch entscheiden können, ob ich eines spenden würde. Bei einer Widerspruchsregelung kann jeder jederzeit nein sagen, ohne eine Rechtfertigung abgeben zu müssen. Wenn keine Entscheidung gefällt wurde, müssen trauende und geschockte Angehörige diese Entscheidung in einer akuten Ausnahmesituation treffen, eine unnötige und vermeidbare Belastung. Wie viel einfacher ist es, diese Entscheidung für sich selbt zu treffen, als für einen geliebten Menschen im Moment dessen Todes. Was für eine schwere Aufgabe für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte, die meist wissen in welche fast unlösbaren Konflikte sie Angehörige stürzen, weil in der Regel keine Entscheidung bekannt ist. Deshalb wird in erschreckend hoher Prozentzahl (90%) erst gar nicht gefragt! Angehörige erfahren dann nie, dass eine Spende mögliche gewesen wäre! Wie wir als Familie, als mein Vater nach einem Verkehrsunfall ein Woche mit einem Schädel-Hirntrauma auf einer kleinen Intensivstation im Kreiskrankenhaus lag und dann an der Hirnschädigung verstarb. Es gab einfach niemanden, der mir uns darüber gesprochen hat. Mein Papa hätte es sicher gewollt, aber wir haben einfach täglich gehofft, er würde wieder aufwachen! Das ist viele Jahre her, aber Studien zeigen, es ist immer noch die Regel!
Es fehlt eine klare Bekenntnis zur Organspende. Alle unsere Nachbarländer sind weiter, zuletzt haben Großbritannien und Holland die Widerspruchsregelung im Sommer 2020 beschlossen. Eurotransplant würde heute ein Land mit einer so ausnehmend niedrigen Spenderzahl, wie wir sie haben, nicht mehr aufnehmen. Bei uns ist Organspende immer noch ein totaler Ausnahmefall! Dabei reden Politiker seit so vielen Jahren immer wieder davon, uns helfen zu wollen. Bisher sind alle Maßnahmen ins Leer gelaufen, zuletzt die Strukturreform von April 2019. Das neue Gesetz, der Baerbock-Vorschlag ist nur eine kleine Abwandlung dessen, was seit Jahren erfolglos versucht wird. Warum sollten jetzt ausgerechnet die Damen und Herren eines Einwohnermeldeamtes von der Organspende mehr überzeugen als die Briefe der Krankenkassen? Warum die völlig überlasteten Hausärzte jetzt ausgerechnet Zeit für die Aufklärung zur Organspende finden sollten, bleibt eine Frage an Frau Baerbock und ihre Mitstreiter?

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